
Eltern und Kind zwischen Tradition, Glaube und moderner Gesellschaft
Machst du dir Gedanken darüber, ob du dein Kind taufen lassen sollst oder nicht? Damit bist du nicht allein! Während die kindliche Taufe für einige Eltern völlig selbstverständlich ist, frage sich viele andere Eltern, ob dieses christliche Ritual das richtige für ihr Kind ist.
Immer weniger Eltern lassen ihre Kinder taufen
Statistiken der letzten zwanzig Jahre zeigen, dass die Zahl der Kindstaufen rückläufig ist. In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es noch einmal einen Boom und die Zahl der Taufen stieg kurzzeitig an. Dies lag zum einen am veränderten Taufverständnis, insbesondere aber auch an der Rückbesinnung auf alte Traditionen. Die klassische Taufe war wieder modern. Damit verbunden waren und sind bis heute, kleine und größere Tauffeiern. Sparschweine, Bilderrahmen und personalisierte Taufgeschenke füllen den Gabentisch.
Falls du zu den Menschen gehörst, die eine Taufe nicht nur wegen der Feier und der damit verbundenen Geschenke erwähnen, sollest du deine religiöse Einstellung kritisch hinterfragen. Wer sein Kind taufen lassen möchte, aber keine Verbindung zur Kirche hat, wird sich wahrscheinlich auch in den weiteren Lebensjahren seines Kindes mit Zweifeln konfrontiert sehen. Personalisierte Taufgeschenke landen dann leider irgendwann in der Schublade. Eine ernsthafte, religiöse Erziehung eines Kindes hinterlässt lebenslange Spuren.
Was eine Taufe für Sie und Ihr Kind bedeutet
Die Taufe wird im Gottesdienst oder in einem gesonderten Taufgottesdienst vollzogen. Für viele Religionen steht die Taufe als ein Ritual, durch das der Täufling von seiner Schuld, der Erbsünde, gereinigt werden soll und der christliche Gott nimmt sich auf ewig diesem Menschen an. Oder mit den Worten der Bibel: „Ich lasse dich nicht fallen und lasse dich nicht allein“ (Josua 1,5). Der in Christus neue Mensch soll aus der Taufe entstehen. Der Täufling wird in die Gemeinde aufgenommen und erhält seine Taufurkunde. Die Eltern geben ihr Kind ab jetzt in die Obhut Gottes.
Zum christlichen Brauch gehört es, dass der Täufling ein weißes Gewand trägt. Dies gilt als Symbol für ewiges Leben. Viele Täuflinge tragen auch eine Taufkette oder ein Taufarmband. Personalisierte Taufgeschenke sind mit dem Namen des Täuflings graviert.
Wer zur Taufe zugelassen werden möchte, muss bereit sein, sich zum Glauben Jesus Christus zu bekennen. Da Kleinkinder ihren Glauben noch nicht selbst bekennen können, sprechen die Eltern und Taufpaten das Glaubensbekenntnis. Nach Abschluss der Taufzeremonie ist das Kind in die Kirche aufgenommen. Das Kind ist nun Teil der kirchlichen Gemeinschaft und wird in seinem Sinne erzogen. Die Gemeinschaft vermittelt Werte und Normen, die wie ein Geländer durch das Leben des Kindes führen. Viele Menschen finden in der Gemeinschaft Kraft, die ein Leben lang hilfreich sein kann. Du als Mutter oder Vater gehst mit der Taufe eine besondere Verpflichtung ein. Deine Aufgabe ist es ab jetzt, dein Kind im christlichen Glauben zu erziehen.
Das öffentliche Glaubensbekenntnis
Dokumentationen über Taufen reichen bis ins Alte Testament zurück. Die ersten Taufen erhielten früher zunächst nur Erwachsene, nachdem sie Religionsunterricht erhalten haben. Erst ab dem 7. Jahrhundert wurden auch Kinder getauft. Taufgeschenke in Form von Portraits oder gebrandmarkten Objekten gab es auch damals schon.
Übrigens ist es nie zu spät sich taufen zu lassen – selbst als Erwachsener kannst du dich taufen lassen. Die meisten Menschen werden aber bereits als kleine Kinder getauft. Unabhängig davon, ob ein Säugling oder ein Erwachsener getauft wird, steht die Aufnahme des Gemeindemitglieds im Mittelpunkt. Oft lesen der Pastor und die Kirchenmitglieder einen Abschnitt aus der Bibel vor, in dem sich die Mitglieder verpflichten, die geistliche Entwicklung der zu taufenden Person zu unterstützen. Auch die Zeremonien für Erwachsene werden meist durch personalisierte Taufgeschenke untermauert.
Die Taufe ist ein öffentliches Bekenntnis des eigenen Glaubens an Jesus Christus. Kleinkinder haben noch nicht das Ermessen, den eigenen Glauben zu beurteilen. Deshalb meinen inzwischen einige, dass sich nur diejenigen taufen lassen sollten, die alt genug dafür sind. Eltern, die ihr Kleinkind taufen lassen, wird sogar manchmal unterstellt, dass sie es vor allem auf die Taufgeschenke abgesehen hätten. Die historische Praxis bezeugt zwar eine Verteidigung der Kindstaufe, dennoch sollte Tradition allen kein Grund für eine Taufe sein.
Aber ist die Kirche überhaupt noch zeitgemäß?
Der Ruf und das Ansehen, insbesondere der katholischen Kirche, haben in den letzten Jahren stark gelitten. Das liegt nicht nur an den Missbrauchsvorwürfen oder der ungeliebten Kirchensteuer. Die Qualität der Angebote kirchlicher Gemeinden scheint einfach nicht mehr zeitgemäß. Die Zahl der Kirchenaustritte bestätigt dies. Manche glauben, dass die Kirche nicht mehr in unsere moderne Welt passt. Im Gegensatz zu früheren Zeiten funktioniert die moderne Welt ja auch ohne Kirche, Taufe und personalisierte Taufgeschenke.
Kinder haben wenig Berührungsängste mit der Kirche. Ungezwungen tragen sie personalisierte Taufgeschenke im Herzen und ein Gesangsbuch in der Hand, wenn sie in die Kinderkirche gehen. Hier finden sie Antworten auf ihre vielen Fragen. Wo wir herkommen und wo wir hingehen und warum es die Erde überhaupt gibt. Auch sie fragen sich, ob Sparschweine, Bilderrahmen und personalisierte Taufgeschenke hinreichende Gründe für eine Taufe sind.
Mit oder ohne Gottes Segen
Die Entscheidung, Ihr Kind taufen zu lassen, ist eine Entscheidung, die ihre ganze Familie betrifft. Reden Sie mit Ihren Verwandten und Ihren Freunden. Bitten Sie sie um deren Meinung. Dann machen Sie eine Liste, mit allen für Sie relevanten Gründen für oder gegen eine Taufe. Materielle Dinge, wie personalisierte Taufgeschenke, sollten Ihre Entscheidung allerdings nicht beeinflussen.
Hinterfrag‘ unbedingt deine religiöse Einstellung. Bist du bereit, sich für deine Kirchengemeinde zu engagieren? Wirst du dich immer gut genug mit religiösen Fragen auskennen, um deinem Kind alle Fragen dazu beantworten zu können? Lass dich aber nicht von diesen Fragen einschüchtern. Wenn du dein Kind nicht taufen lassen willst, bedeutet das nicht, dass es für immer von der Kirche ausgeschlossen ist. Die Taufe wird in der Heiligen Schrift zwar ausdrücklich als christliches Aufnahmeritual erwähnt, aber zwingend erforderlich ist sie nach heutigen Maßstäben nicht. Außerdem können sich auch Erwachsene taufen lassen.
Wenn die Kommunion oder Konfirmation ansteht, sind die Kinder in der Regel alt genug, um selbst zu entscheiden, ob sie sich zur Bibel bekennen möchten oder nicht. Sie bringen ihre Taufkerze mit, ziehen sich etwas Schönes an und feiern mit der Familie und Freunden.
Sobald die Kinder dann erwachsen sind und ihre große Liebe gefunden haben, steht vielleicht der Bund des Lebens an. Es gibt nicht wenige Menschen, die sich im Erwachsenenalter noch taufen lassen, um kirchlich heiraten zu können. Einige Jahre später stehen sie dann selbst vor der Entscheidung, ob sie Ihr Kind taufen lassen sollen oder nicht. Genau wie bei dir, hängt die Entscheidung von den eigenen Überzeugungen und Werten ab. Um richtig oder falsch geht es hier nicht.