
Nirgendwo ist die Karibik lässiger: Selbst Regen wird hier „liquid sunshine – flüssiger Sonnenschein“ genannt
Der „Raffaelo“-Spot war schuld. Seit der Anfang der 90er das erste Mal im Fernsehen lief, waren für mich zwei Dinge klar. Erstens: Ich wollte die Frau sein, die im weißen Kleid mit Hut (leise Reggae- Musik im Hintergrund) auf das türkisblaue Meer schaut. Zweitens: Ich wollte nach Barbados. Leider hatte ich für Punkt zwei nie genug Geld, was Punkt eins auch schwierig machte. 20 Jahre später ist es so weit.
Müde und verschwitzt sitze ich neben meinem Mann, der den Mietwagen fluchend (Linksverkehr!) durch die Dämmerung manövriert. Wir haben online eine Ferienwohnung gemietet und wollen uns selbst verpflegen. Irgendwann kommen wir an einem hellblauen Holzhaus an. Es liegt in einer normalen Wohngegend, der Nachbar verbrennt Gartenabfälle. Was denn? Keine Bars, keine Shops und niemand da, der mir auf einem Silbertablett ein paar Kokospralinen reicht? Das hatte ich mir so nicht vorgestellt.
Am nächsten Morgen sieht die Welt anders aus. Wir treten vor die Tür und haben das Gefühl, in einem Seventies- Film gelandet zu sein, in dem die Farben schier explodieren. Wie viele Sorten Grün gibt es hier eigentlich? Zehn Minuten später liegen wir am Miami Beach, der mit seinem Puderzuckersand auf meiner „Raffaelo“-Skala ganz oben rangiert. Hier sind wir fast die einzigen Touristen, es herrscht eine entspannte Stimmung. Im Wasser dümpeln einige Senioren in dicken Schwimmringen, ihre Plastikhauben leuchten in der Sonne. Wahrscheinlich, überlege ich begeistert, werden sie morgens von ihren Angehörigen rausgeschubst und abends wieder reingeholt.

Nachmittags fahren wir zum Hunte’s- Park: Hier hat Anthony Hunte seinen Traum vom perfekten Garten wahr gemacht (huntesgardensbarbados.com). Zwischen Palmen und exotischen Blüten entdecken wir grinsende Buddhas und versteckte Sitzgruppen, die zum Verweilen einladen. Anthony thront über unseren Köpfen auf seiner Veranda und ruft: „Ich mach mal Musik an!“ Dann donnert eine Opernstimme so laut durch die Botanik, dass die Riesenfarne erzittern. Ich bin beeindruckt, das ist also auch Barbados.
Nach ein paar Tagen habe ich kapiert: Diese Insel ist viel freundlicher, bunter und lebendiger, als ich sie mir vorgestellt habe. Man tanzt gerne zu „Soca“ (eine High-Energy-Version von Calypso), und es duftet nach frisch gegrilltem Fisch. Und das Paradies? Das erfährt man, wenn man abends noch mal über den Rasen geht und die Füße wie in einem hochflorigen Teppich versinken. Wenn einen die samtige Tropennacht umarmt und vom Himmel Sternschnuppen regnen. Darüber sollte mal einer einen Werbespot drehen.
BUDGET
HINKOMMEN
www.condor.de Flüge mit der Condor von Frankfurt aus, ab ca. 600 Euro
WOHNEN
www.housetrip.com Apartments oder Häuser, z. B. „Villa Sunlight“ ab 70 Euro pro Tag (bis 4 Pers. haben Platz)
www.oceansprayapartments.com Geheimtipp an der Ostküste: malerisch gelegene Apartmentanlage direkt am Meer (mit leckerem Frühstück), ab 80 Euro pro Tag
WEITERE INFOS:
Man kommt prima mit Bussen oder Sammeltaxis über die Insel. Restaurants sind teuer. Besser (und authentischer): die Buden am Fischmarkt in Oistins. Immer freitags mit riesiger Party! www.visitbarbados.de