Schluss mit jammern!

Schluss mit jammern!

Eurokrise, viel zu viel Arbeit, Lebensmittelskandale… Gibt es auf dieser Welt eigentlich auch noch was Positives? Es macht nicht so den Eindruck. Doch das ist völlig falsch. Wir haben nachgeforscht – und die gute Nachricht: Es gibt 1000 Gründe für Optimismus. Hier kommen schon mal die wichtigsten.

Junge Frau mit rosa Brille© iStockphoto / Thinkstock
Junge Frau mit rosa Brille

Wenn ich morgens Zeitung lese, hat das mittlerweile den großen Vorteil, dass mein Frühstück eher bescheiden ausfällt. Die geballte Ladung schlechter Nachrichten schlägt mir auf den Magen. Und anscheinend bin ich nicht die Einzige, die mit guter Miene und grummelndem Magen durchs Leben geht. "Eigentlich okay, aaaber…" oder "Ach, na ja, muss ja" höre ich oft, wenn ich frage, wie das Leben meiner Mitmenschen aussieht. Selbst die Optimisten unter uns ertappen sich ja immer wieder dabei, wie sie lauthals in den Chor der Miesepeter einstimmen: Alles wird immer teurer, Gehaltserhöhung Fehlanzeige, die Grundstückspreise was für Millionäre. Wer kann sich dieses Leben denn noch leisten?

Weltmeister im Schwarzsehen. Ist wirklich alles mies?

Aktuelle Umfragen zeigen: Wäre unsere Gesellschaft ein Schüler, er hätte keine Aussicht auf Versetzung, denn er bekäme von uns in fast allen Fächern eine Sechs. Familie, Bildung, Jobs, Sicherheit? Alles im Niedergang begriffen! Im Schwarzsehen jedenfalls sind wir Deutschen die Weltmeister, wie das Rheingold Institut kürzlich herausfand. Das ist deprimierend, dachte ich irgendwann. Nach dem letzten Lebensmittelskandal (ich glaube, es ging um Pferdefleisch) war ich endgültig bedient. Und fragte mich: Gibt es auch gute Nachrichten? Ich begann zu recherchieren – und war überrascht: Wir haben es uns ganz schön kuschelig gemacht im schönen Jammertal. Die Wahrheit ist, wir sehen die Welt viel düsterer, als sie ist. Im Vergleich zum Gestern leben wir sogar in einem goldenen Zeitalter. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für den Rest der Welt, zumindest zeigen die langfristigen Trends für die Mehrheit in eine positive Richtung. Klar, nicht alles ist rosig, aber unterm Strich geht es uns sehr gut.

War früher alles besser als heute?

Betrachten wir das Leben unserer Großeltern, gleicht unseres einem bunten Jahrmarkt voller unbegrenzter Möglichkeiten. Auf Hochzeitsreise ging es für Oma und Opa mit dem Auto (Navi, Klimaanlage, Servolenkung?) an den Gardasee, der erste große Urlaub! Heute fahren Jugendliche das erste Mal mit 16 allein in die Ferien – dann aber mit dem Flieger nach Thailand. Oder Thema Ernährung. Was darf es heute sein: hyperregional, vegan, New Fusion Food, Slow Food oder lieber senegalesisch? Alles ist möglich. Noch nie gab es so viele Alternativen. Und laut Trend- und Zukunftsforscher Horx steht nun auch "der 'Female Shift', der wachsende Einfluss von Frauen in Wirtschaft, Politik und Kultur, unmittelbar vor dem Durchbruch".

Warum gibt es gefühlt nur schlechte Nachrichten?

Warum nur tun wir uns so schwer, das Gute zur Kenntnis zu nehmen? Weil es viel leichter fällt, aktuelle Probleme zu sehen, hinter denen alles andere verblasst. "Bad news is good news. Unser Gehirn gibt negativen Signalen den Vorrang", sagt der amerikanische Psychologe Martin Seligman. Die digitalen Medien dürften unseren Hang zum Alarmismus noch anheizen. Diskussionsforen, Blogs und das Gezwitscher der Massen auf Twitter machen aus einer Nachrichtenwelle schnell einen Tsunami. Nicht zuletzt steckt hinter unserem Hang zum Mosern aber auch ein Erbe der Evolution. "Wer das Schlechte stärker im Blick hatte, erhöhte dadurch seine Überlebenschancen. Außerdem bringt Meckern kurzfristig einen entlastenden Effekt", so Seligman.

Frau im Regen© iStockphoto/Thinkstock
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Optimismus lässt sich trainieren

Langfristig lähmt eine solche Haltung eher. Obwohl er das im Hinterkopf hat, begründete Seligman die Strömung der Positiven Psychologie. Er sagt: "Optimismus lässt sich trainieren. Wer bewusst nach guten Nachrichten sucht, findet weniger Gründe, sich zu beschweren, und sieht die Welt in einem besseren Licht." Fangen wir gleich damit an. In die nächste Meckerrunde werfen wir ein: Good News! Wir leben länger und gesünder als jemals zuvor, wir arbeiten viel weniger als noch vor 40 Jahren und sind dennoch reicher. Hier kommen die Beweise. Wir haben für Sie die besten Argumente gesammelt, optimistisch zu sein – happy-go-lucky!

Warum sehen wir die Gegenwart nur so schwarz? Medienexperten sagen: Die Nachrichten werden immer düsterer und verzerren unser Wirklichkeitsbild. Dabei geht es der Welt so gut wie lange nicht! Höchste Zeit, Klarheit zu schaffen…

Frau Grillen © iStockphoto/Thinkstock
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1 Wir haben viel zu tun und trotzdem viel Zeit

Mütter mit Kindern sind heute doppelt so häufig berufstätig wie vor 40 Jahren – zum Glück, denn die Mehrheit von ihnen will beides, Kind und Karriere. Aktuelle Untersuchungen zeigen zudem, dass sie trotzdem nicht weniger Zeit für ihre Kleinen haben: Noch 1990 verbrachten sie mit ihren Sechsjährigen im Schnitt vier Stunden pro Tag, heute ist es laut der Zeitbudgetstudie des Statistischen Bundesamtes eine Dreiviertelstunde mehr. Auch die 2013er-Papas lassen sich die Windel nicht mehr aus der Hand nehmen. In der aktuellen Trendstudie „Moderne Väter“ stimmten 91,5 Prozent der Aussage zu: „Zeit für meine Familie auch in der Woche ist mir sehr wichtig.“

2 Unserer Umwelt geht es super

Massentierhaltung, verschmutzte Meere, es gibt viel zu tun! Es stimmt aber auch: Der Himmel über dem Ruhrgebiet strahlt wieder blau. Smog, verseuchte Flüsse und Seen, die eher einer Dreckbrühe glichen, waren in den 60ern noch an der Tagesordnung. Ein Bad in Rhein, Elbe oder Ruhr? Damals nur im Ganzkörperschutzanzug denkbar. Doch innerhalb von nicht mal 40 Jahren hat sich das Blatt gewendet: Vom Bodensee bis nach Kiel haben sich Luft, Wasser und Boden erholt. Klare Bäche, gesunde, ausgedehnte Wälder machen uns das Leben schön. Wollen wir noch einen draufsetzen? Die Fläche der Naturschutzgebiete hat sich seit Anfang der 70er bei uns versiebenfacht. Wir sind auf einem richtig guten Weg!

3 Love, Peace and Harmony – Der Familie geht es gut

Familie als Problemzone? RTL-II-Zuschauern mag das so vorkommen, es entspricht aber nicht der Realität. Liest man Umfragen und Statistiken über die Familienwirklichkeit, zeigt sich ein erfreulich positives Bild. Über 90 Prozent der Jugendlichen finden ihr Verhältnis zu den Eltern laut der jüngsten Shell-Studie sehr gut, und die Eltern sehen das genauso. Erzogen wird mehrheitlich im „Verhandlungsstil“ („Wenn du um acht ins Bett gehst, darfst du eine halbe Stunde fernsehen“). Heute begegnen sich die Generationen eben auf Augenhöhe, die tiefen Gräben sind verschwunden. Eichenschrankwand, verklemmter Sex und steife Rollenbilder und im Gegenzug schräge Musik und komische Frisuren, über die man sich wechselseitig aufregte – Schnee von gestern!

4 Wir sind reicher als frühere Generationen

Auch wenn wir es nicht glauben wollen: Unser Wohlstand wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer höher. Vor 30 Jahren fuhr man zu fünft in einem nicht klimatisierten Wagen nach Rimini, heute nehmen wir den Flieger so selbstverständlich wie die U-Bahn. In den 70ern besaß nur jede zweite Familie ein Telefon (!), gerade mal 7 Prozent (heute 63) eine Spülmaschine. Heute ist fast jeder Zweite Immobilienbesitzer. Ach, und wie viele Handys gibt es bei Ihnen zu Hause?

5 Frauen werden finanziell immer unabhängiger

Am Ziel sind wir noch lange nicht. Aber schon ganz schön weit: Während Großmama noch geduldig darauf wartete, dass Großpapa am Freitag seinen Gehaltsscheck mit nach Hause brachte, verdienen die meisten von uns heute ihre eigenen Brötchen (damit hängt auch zusammen, dass mehrheitlich Frauen die Scheidung einreichen, weil sie eben nicht mehr bleiben müssen). Tendenz steigend: Wir liegen mit 66,2 Prozent schon jetzt über dem vereinbarten Ziel der Europäischen Union von 60 Prozent Frauenerwerbsquote – und, wer hätte das gedacht, noch vor Frankreich. Also dann, ran an die Mäuse!

6 Früher war die Arbeit viel härter

Was sagen wir dazu? Wir arbeiten nicht immer mehr, sondern immer weniger. In den 70ern hatten die Menschen gerade mal 23 Urlaubstage im Jahr, heute im Schnitt 31. Wir treten zudem viel später in den Beruf ein und genießen länger unseren Ruhestand, weil wir länger leben und die Arbeitsbedingungen viel gesünder sind als damals. Geschuftet wurde früher, gefährliche Arbeiten erledigen inzwischen Maschinen. Wir besitzen heute also nicht nur größere Häuser und schickere Autos, wir machen uns auch weniger krumm dafür als noch unsere Eltern und Großeltern.

7 Wir sind schon schlau und werden immer schlauer

Das ewige Lamento über den Leistungsverlust der Schüler, wir können es nicht mehr hören! Wahr ist: Noch nie hatten wir so viele Studenten und so wenige Schulabbrecher in Deutschland. Mädchen machen im Schnitt sogar bessere Abschlüsse als Jungen. Sie schaffen öfter das Abitur und besuchen häufiger eine Uni oder vergleichbare Ausbildungsstätte. Und die Intelligenzforscherin Elsbeth Stern sagt: Da wir heute länger lernen, werden wir messbar schlauer, jedes zusätzliche Jahr bringe im Schnitt drei IQ-Punkte mehr.

Verliebtes Paar© iStockphoto
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8 Die Liebe ist ein Auslaufmodell? Stimm gar nicht!

Nein, wir wollen nichts schönreden. Richtig ist zwar, dass in Deutschland (mittlerweile konstant) jede zweite Ehe vor dem Scheidungsrichter landet, aber im Gegenzug steigt die Dauer einer Ehe von Jahr zu Jahr: Noch 1970 hielten Paare 9,2 Jahre durch, 2011 immerhin 14,5 Jahre. Und das liegt nicht nur an der höheren Lebenserwartung – 90 Prozent der Deutschen setzen sich eine erfüllte Partnerschaft als Lebensziel, bei vielen klappt das auch ohne Trauschein. Die wohl besten News in dem Zusammenhang: Rund drei Viertel aller Kinder wachsen heute entgegen der landläufigen Meinung mit beiden Eltern auf.

9 Wir leben so friedlich wie nie, und unser Land wird (nicht zuletzt für uns Frauen) immer sicherer

Verbrechen sind ein gutes Beispiel dafür, wie wenig unser medial geprägter Eindruck mit der Wirklichkeit zu tun hat. Die Berichte nehmen zu, aber die Zahl der Sexualverbrechen ist seit den 70er-Jahren auf einstellige Werte gesunken und nimmt kontinuierlich ab. Experten sehen einen der Gründe darin, dass heute schon Kinder im Elternhaus friedlicher aufwachsen. Eltern dürfen ihre Kinder nicht mehr prügeln, und die entwickeln sich als Heranwachsende selbst zu friedfertigen Menschen. Wir sagen: weiter so!

10 Wir ernähren uns gesünder, als wir oft denken

Pfui! Die Nachrichten über Lebensmittelskandale können einem ganz schön den Appetit verderben. Man fragt sich missmutig: Was sollen wir überhaupt noch essen? Die Antwort ist: weniger Fleisch und so regional wie möglich! Ansonsten ist das, was hierzulande in den Regalen liegt, völlig in Ordnung. Der Rest? Reine Panikmache. Hartnäckig hält sich ja die Angst vor Pestiziden auf Obst und Gemüse. Dabei werden die europaweit strengen Grenzwerte selten überschritten. Nach dem Ernährungsbericht 2012 waren zwischen 2006 und 2009 rund 40 Prozent der Proben vollkommen frei von Rückständen, mehr als die Hälfte lag unterhalb der zulässigen Höchstmenge – nur 4,3 Prozent waren stärker belastet als erlaubt.

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