Maggie Gyllenhaal

Maggie Gyllenhaal

Mit PETRA sprach der Hollywoodstar Maggie Gyllenhaal über den Erfolg ihres neuen Films, Sexszenen und wie sehr ihre Tochter ihr Leben verändert hat

Maggie die Magische  © Filmbilder
Maggie die Magische

Sie treten regelmäßig in kleinen Independentfilmen und großen Blockbustern auf. Was bringt Ihnen mehr Spaß? Früher war es mir egal, wie viele Leute meine Filme gesehen haben. Ich fand es sogar cooler, wenn nur wenige Zuschauer im Kino saßen. Das hat sich inzwischen geändert. Big-Budget-Filme wie „The Dark Knight“ machen viel Spaß, sind andererseits keine richtigen schauspielerischen Herausforderungen. Ich liebe Geschichten, in die ich kopfüber eintauchen kann, die mich überraschen und weiterbringen.

Wie Ihr großer Erfolg „Crazy Heart“? Genau. Das Drehbuch kam genau zur richtigen Zeit. Meine Tochter war gerade zwei geworden, und ich hatte keine Lust mehr, „nur“ Mutter zu sein, in mir hatte sich eine Menge angestaut. Als wir dann „Crazy Heart“ drehten, entlud sich diese Energie. Irgendwie passte das auch zu meiner Figur Jean, die sich voller Intensität in die Affäre mit dem alternden Countrystar stürzt. Sie denkt: Ich weiß nicht, ob er gut ist für mich, aber im Moment ist er genau der, den ich will.

Aber Jeff Bridges als abgehalfterter Sänger Bad Blake wirkt auf den ersten Blick nicht sonderlich anziehend. Man weiß doch nie, wo die Liebe hinfällt, oder? Die Leute verlieben sich aus den unterschiedlichsten Gründen. Aber davon mal abgesehen: Ich persönlich kann gut nachvollziehen, warum Jean sich in Bad Blake verliebt. Hey, es ist Jeff Bridges. Der Mann ist unwiderstehlich!

Auf der Leinwand knistert es ja gewaltig zwischen Ihnen … Das kann man wohl sagen!

Sie sind eine verheiratete Frau … Na und? Jeff Bridges ist auch verheiratet (lacht). Es ist ja nicht so, dass wir eine heimliche Affäre hätten. Aber wenn man sich auf so eine Rolle einlässt, muss man für den anderen schon etwas empfinden. Wir wollten immer schon zusammen arbeiten. Als wir uns dann zu Drehbeginn trafen, blickten wir uns in die Augen und wussten, dass es funktionieren würde. Es lag ein unausgesprochenes „Ich öffne für diese Rolle mein Herz“ in der Luft.

Was sagt Ihr Mann, Schauspieler Peter Sarsgaard, zu Ihren Liebesszenen? Er ist da ganz Profi. Er wusste ja, worauf er sich einlässt. „Secretary“, in dem ich meine erste große Kinorolle spielte, war auch gleich der heftigste Film, was die Sexszenen betrifft. Ich sehe Peter allerdings nicht gern zu, wenn er andere Frauen küsst, denn es wirkt immer sehr authentisch. Was natürlich daran liegt, dass Peter so ein brillanter Schauspieler ist (lacht).

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In „Crazy Heart“ (2009) verliebt sie sich in den abgewrackten Countrysänger Bad Blake (Jeff Bridges)

Wie haben Sie reagiert, als Sie von der Oscar-Nominierung erfuhren? Ich war völlig überrascht. Morgens um fünf Uhr klingelte mein Telefon und hörte überhaupt nicht wieder auf. Erst wollte ich wieder ins Bett gehen und mir die Decke über den Kopf ziehen. Aber dann dachte ich: Steh auf, koch dir einen Kaffee. Wer weiß, ob du jemals wieder in so eine Situation kommst.

Hat Ihr Bruder Jake Gyllenhaal, der 2006 für „Brokeback Mountain“ nominiert war, Ihnen Ratschläge gegeben? Er hat mir gesagt, dass ich die lustigen Partys genießen soll. Aber davon mal abgesehen, sollte man immer schön auf dem Boden bleiben. Oscar hin oder her, die Erde dreht sich ganz normal weiter.

Neben „Crazy Heart“ sind Sie diesen Monat auch zusammen mit Emma Thompson in dem Kinderfilm „Eine zauberhafte Nanny – Knall auf Fall in ein neues Abenteuer“ zu sehen. Unterschiedlicher geht’s nicht, oder? Das waren tatsächlich zwei völlig andere Welten. Die „Nanny“ habe ich in London gedreht, Emma Thompson hat übrigens auch das Drehbuch geschrieben. Die Rolle erforderte ein sehr exaktes Schauspiel. Emma hat meine ganzen Textpassagen mit Anmerkungen vollgekritzelt. Jedem anderen hätte ich das Drehbuch um die Ohren gehauen. Aber Emma ist einfach großartig, und ihre Kommentare waren wirklich eine Hilfe.

Kommt Ihre vierjährige Tochter Ramona immer mit, wenn Sie drehen? Ja, wir haben vier Monate in London gelebt. Das war eine schöne Zeit, und Ramona hat es sehr gefallen. Trotzdem hat sie jeden Morgen als Erstes gesagt: „Mami, ich hab Heimweh nach Brooklyn.“ Die meisten Leute behaupten ja, dass man kleine Kinder überall hin mitnehmen kann, weil sie sich irgendwie anpassen. Das stimmt aber nicht. Ich glaube, Kinder möchten in erster Linie Beständigkeit.

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Ihr Durchbruch: als devote Sekretärin in der schwarzen Komödie „Secretary“ (2002)

Haben Sie keine Angst, dass Ramona zu einer dieser typischen Hollywood-Gören heranwächst? Doch, darüber mache ich mir schon Gedanken. Als Jake und ich klein waren, hatten wir oft prominente Leute bei uns im Haus, das war ganz normal. Beispielsweise Paul Newman, der Jake das Tauchen beigebracht hat. Meine Eltern waren zwar auch im Filmgeschäft tätig, aber mit einem Unterschied: Sie wurden nicht auf der Straße erkannt wie wir. Aber Peter und ich versuchen einfach, so normal wie möglich zu leben.

Maggie zum Mitreden

FAMILIE Mehr Hollywood-Background geht nicht: Maggie (32) ist die Tochter des Regisseurs Stephen Gyllenhaal und der Drehbuchautorin Naomi Foner und die ältere Schwester von Jake Gyllenhaal („Brokeback Mountain“) KARRIERE Sie pendelt geschickt zwischen Independentperlen wie Sam Mendes’ „Away We Go – Auf nach Irgendwo“ (2009) und großem Hollywoodkino à la Oliver Stones „World Trade Center“ (2006) EHRUNGEN Zwei Golden-Globe-Nominierungen: 2003 für „Secretary“, 2007 für „Sherry Baby“. Erste Oscar-Nominierung 2010 für „Crazy Heart“

Sie und Jake wirken sehr bodenständig, da haben Ihre Eltern doch offensichtlich einen guten Job gemacht. Meine Mutter hat mich glauben lassen, ich könne alles erreichen, was ich will. Das war nicht immer hilfreich. Vor allem, als ich als Ballerina gnadenlos gescheitert bin. Dennoch ist es ein sehr gutes Gefühl zu wissen, dass die eigenen Eltern bedingungslos an einen glauben.

Wie sehr hat Sie das Muttersein verändert? Als ich schwanger war, sagten unsere Freunde: „Alles wird sich ändern, wenn das Baby erst da ist.“ Ich weiß noch, wie ich gedacht habe: „Was für eine spießige Einstellung!“ Aber: Es hat sich alles geändert. Alles! Wie wir leben, was wir tun, wo wir hingehen. Und ich will mein altes Leben auf gar keinen Fall zurück. Nur meine cremefarbene Lieblingsbluse, die Ramona vollgespuckt hat, vermisse ich.

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