
Lass uns doch mal wieder Steak essen!“, sagt er. „Ich hätte aber eher Lust auf Salat“, sagt sie. So oder so ähnlich debattieren wohl viele Paare, wenn es ums Essen geht. Denn so sehr sich Mann und Frau in Körperbau und Hormonhaushalt unterscheiden, so verschieden scheinen auch die kulinarischen Vorlieben. Nicht immer ist das eine Frage von Rollenklischees: Aktuelle Studien von Gender-Medizinern zeigen, dass wir je nach Geschlecht unterschiedliche Nährstoffbedürfnisse haben – und sich diese in verschiedenen Gelüsten spiegeln. So geht etwa unser Bedarf an Eisen auseinander. Frauen brauchen mehr – unter anderem weil sie während der Menstruation etwa 25 Milligramm verlieren. Etwa 60 Prozent des Eisens im Körper steckt im Hämoglobin – jenem Eiweißstoff, der roten Blutkörperchen ihre Farbe verleiht und Sauerstoff transportiert. Trotz dieser wichtigen Funktion achten die wenigsten konsequent auf ihre Eisenversorgung – weshalb der entsprechende Mangel die weltweit häufigste Unterversorgung mit einem Spurenelement darstellt. In Deutschland betrifft sie etwa jeden siebten Mann und knapp 60 Prozent der Frauen. Begegnen lässt sich diesem Problem leicht – ohne dafür jeden Tag Fleisch und Fisch zu essen. Eisen aus diesen Lebensmitteln kann unser Körper zwar besser verwerten, dafür enthalten pflanzliche Produkte wie Hülsenfrüchte, Hafer- und Weizenflocken, Vollkorn und Ölsamen wie Sesam deutlich mehr Eisen. „Und: Die Eisenaufnahme lässt sich durch Vitamin C bessern. Wir sollten also zum Müsli öfter Orangensaft trinken – und Paprika in jeden Salat schnippeln“, erklärt Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl.

Grünzeug für alle
Letzteres ist aus einem weiteren Grund eine gute Idee – und zwar für Männer wie Frauen: „Wir alle müssen deutlich mehr Gemüse essen“, so Riedl weiter. Aktuell kämen Männer gerade auf ein Viertel der pro Tag empfohlenen 400 Gramm, Frauen auf die Hälfte. Dabei liefern Champignons, Kohl, Möhren und Co. geschlechtsspezifische Gesundkraft: „Männer profitieren besonders von den Ballaststoffen im Gemüse. Sie helfen, Darmkrebs vorzubeugen, der Männer häufiger trifft“, so Riedl. Außerdem verhindere Gemüse, dass sich die Prostata vergrößert und Prostatakrebs entsteht. Frauen dagegen sollten Gemüsepfannen und Salate vor dem Servieren stets mit Olivenöl beträufeln. Dr. Matthias Riedl: „Darin stecken jede Menge Polyphenole: Diese Pflanzenstoffe wirken präventiv bei Krebsarten, die vor allem Frauen bekommen – wie etwa Brustkrebs.“ Doch nicht nur in dem, was wir täglich zu uns nehmen sollten, unterscheiden sich Männer und Frauen – wir sollten auch unterschiedlich zugreifen. Denn der Grundumsatz der Geschlechter ist verschieden – also jene Energie, die wir pro Tag selbst dann verbrauchen, wenn wir 24 Stunden lang nur auf dem Sofa liegen. Da Männer mehr Muskelmasse besitzen, verbrennen sie etwa 1000 Kalorien mehr pro Woche als Frauen – das entspricht etwa der Energie von knapp zwei Tafeln Schokolade. „Der Eindruck, dass Männer mehr essen können, stimmt also leider“, so Riedl weiter. Hinzu kommt: Aufgrund hormoneller Unterschiede speichern Frauen Fett leichter. Allerdings: In Sachen Adipositas-Risiko arbeitet die Zeit für das weibliche Geschlecht: „In jungen Jahren sind weniger Männer als Frauen über- gewichtig. Aber schon im mittleren Alter ändert sich das: Dann kämpfen sieben von zehn Männern mit zu vielen Pfunden – aber nur jede zweite Frau“, erklärt Dr. Matthias Riedl. In der Frage, wie wir Altersübergewicht vorbeugen können, gleichen sich die Empfehlungen für beide Geschlechter wieder: Wer sich an der LOGI-Pyramide orientiert, liegt richtig. „Der Schwerpunkt dieser Ernährungspraxis liegt auf Gemüse und Eiweiß: Beides sättigt gut – und verdrängt so dick machende Kohlenhydrate.“


Im Gender-Mix essen
Und was rät Riedl für die Steak-Salat-Diskussion am Abend? „Wie so oft ist der Kompromiss das Ideale!“ Um zu erkennen, warum, genüge ein Gedanken- experiment zur Frage: „Was würde passieren, wenn sich ein Mann zwölf Monate lang wie eine Frau ernährte – und umgekehrt? Experten zufolge bekäme der Mann wohl Muskelschwund wegen des geringeren Eiweißanteils in der Ernährung. Zugleich würde er abnehmen, dank des vielen Gemüses. Auch die Frauen nähmen ab: Das Mehr an Eiweiß sättigte sie früher. Ein Mix aus männlichen und weiblichen Vorlieben käme beiden Geschlechtern zugute. Also Salat MIT Fleisch? "Mit Lachs wäre noch besser - der liefert gesunde Fettsäuren", so Dr. Matthias Riedl lachend. Beim Topping dürften Mann und Frau dann wieder getrennte Wege gehen – mit genderspezifischen Superfoods.
Wer braucht was?
FRAUEN benötigen mehr ...
- Folsäure Grünes Gemüse wie Brokkoli und Spinat, dazu Hülsenfrüchte und Weizenkeime sind die Top-Lieferanten für das Vitamin, das an der Blutbildung entscheidend beteiligt ist.
- Eisen Der Mineralstoff steckt vor allem in Weizenkeimen, Haferflocken, Hülsenfrüchten wie etwa Linsen – und Innereien wie Leber.
- Kalzium Milch und Milchprodukte wie Käse sorgen mit ihrem hohen Kalziumgehalt für star- ke Knochen und Zähne, beugen Osteoporose vor. Ebenfalls reich an Kalzium: Brokkoli, Pak Choi, China- und Grünkohl sowie Sojaprodukte.
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Und sonst? Cranberrys helfen Frauen, sich gegen Harnwegsinfekte zu wappnen. Wer regel- mäßig zu Nüssen statt Süßem greift, kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.
MÄNNER brauchen mehr ...
- Zink und Selen tragen zur normalen Spermienbildung bei und damit zur Fruchtbarkeit. Die Mikronährstoffe sind vor allem in Käse, Fisch, Pekannüssen, Linsen und Sesam enthalten.
- Magnesium macht müde Muskeln munter – und steckt in Sonnenblumenkernen, Bananen, Weizenkleie, Bitterschokolade und Vollkornbrot.
- Lykopin Das Karotinoid kommt in Tomaten, Tomatenprodukten und Hagebutten vor. Regel- mäßiger Genuss kann helfen, Prostatakrebs und -vergrößerung vorzubeugen.
- Und sonst? Blaubeeren und andere zuckerarme Beeren enthalten jede Menge Flavonoide, sekundäre Pflanzenstoffe, die gegen Potenz- störungen helfen und Herz-Kreislauf-Erkrankun- gen vorbeugen. Gemüse mit vielen Ballaststof- fen wie Brokkoli schützt vor Darmkrebs.