Was genau ist Weidemilch?
Weidemilch, ein Begriff, der in der Werbung sehr häufig auftaucht, ist ein in Deutschland rechtlich nicht geschützter Begriff. Es gibt Mindeststandards, an die sich die Anbieter halten müssen, wenn sie ihre Milch als Weidemilch deklarieren. Damit ein Hersteller seine Milch in Deutschland als Weidemilch deklarieren darf, müssen die Kühe an mindestens 120 Tagen pro Jahr täglich mindestens sechs Stunden auf der Weide stehen. Weitere Kriterien sind nicht klar definiert, sodass die Produzenten diese unterschiedliche handhaben können, beispielsweise bei der Frage, was die Tiere zu fressen bekommen, wenn sie nicht auf der Weide stehen. In Deutschland können die Kühe im Winter, bei Schnee und Eis nicht auf die Weide. Im Sommer ist das Gras oft gelb, sodass die Kühe bei einem Weidegang nicht das gewünschte Futter finden würden.
Anders sieht es in Irland aus. Die Insel verdankt ihr mildes Klima dem warmen Golfstrom. Es wird nie richtig heiß und es wird nie richtig kalt. Durch den häufigen Regen und das milde Klima wachsen die Weiden dort üppig. Nicht umsonst ist Irland als „die Grüne Insel“ bekannt. Die grünen Wiesen und Weiden prägen den größten Teil der Landwirtschaft. Kühe können fast das ganze Jahr auf den Weiden leben und können so jeden Tag frisches Gras fressen. Die Ernährung der Kuh mit saftigem Gras und die Weidehaltung beeinflussen auch die Qualität der Milch.
Das schlägt sich letztlich auch in den weiterverarbeiteten Milchprodukten nieder, da die Qualität des Ausgangsproduktes entscheidend für den Geschmack von Butter, Käse und Co. ist. Nur so kann die feine Würze des irischen Cheddars von Kerrygold auch garantiert erreicht werden.
Weidemilch ist die gesündere Alternative
Grünfutter lässt den Gehalt an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren in der Milch ansteigen, während der Gehalt an gesättigten Fettsäuren sinkt. Die Butter von Kerrygold ist dadurch besonders streichzart und enthält mehr von den gesunden Omega-3-Fettsäuren wie Conjugierten Linolsäuren (CLAs). Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Kühe kein Maisfutter bekommen. Auch das Verhältnis der Omega-3- zu den Omega-6-Fettsäuren ist durch die Weidehaltung besser.
Der gesundheitliche Nutzen von Omega-3-Fettsäuren ist wissenschaftlich belegt. Sie senken den Blutdruck, schützen die Blutgefäße vor Arteriosklerose, hemmen Entzündungen bei rheumatischen Erkrankungen und können Allergien bessern. Herzpatienten beispielsweise empfehlen die Ärzte, dass das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren in ihrer Ernährung maximal 1:5 betragen sollte und sie Lebensmittel mit hohem Gehalt an Omega-3-Fettsäuren bevorzugen sollten.
Weidemilch oder Heumilch – macht das einen Unterschied?
Es gibt noch eine weitere Milch, die sich von der herkömmlichen Milch durch die Fütterung der Kühe unterscheidet. Heumilch ist ein Begriff, der seit 2016 durch EU-rechtliche Bestimmungen geschützt ist. Die Landwirte geben ihren Kühen frisches Grünlandfutter, Heu und Getreide. Sie bekommen kein fermentiertes Silofutter. Die Produkte erhalten ein EU-Zeichen für „garantiert traditionelle Spezialität“. Die Hersteller müssen dafür Produktionsstandards erfüllen und ganz konkrete Vorgaben bei der Fütterung einhalten.
Ist Weidemilch gut für das Klima?
Methan ist ein klimawirksames Gas, das noch viel schädlicher ist als CO2. Wie genau sich Methan, das bei der Tierhaltung entsteht, klimaschädlich auswirkt, ist noch nicht genau geklärt. Fakt ist, dass Milchkühe in der deutschen Landwirtschaft für einen Großteil der Methanemissionen verantwortlich sind. Während der Verdauung entsteht dieses Gas durch bestimmte Bakterien. Nur ein kleiner Anteil Methan entsteht bei der Lagerung von Gülle und Mist. Wie viel Methan die Kühe an die Atmosphäre abgeben, hängt maßgeblich davon ab, wie viel Milch eine Kuh gibt und welche Art Futter sie erhält. Die Anzahl der Kühe ist nicht allein dafür verantwortlich.
Wie genau sich die Weidehaltung besser auf das Klima auswirkt als die Stallhaltung, kann noch niemand genau sagen, weil noch nicht ausreichend Forschungsergebnisse dazu vorliegen. Doch viele Studien enthalten Hinweise, dass die Weidehaltung nicht nur tierfreundlicher, sondern auch klimafreundlicher ist.
Laut Thünen-Institut für ökologischen Landbau geben die Kühe aus der konventionellen Milchwirtschaft mehr Milch als die Öko-Milchkühe. Das lässt die Methanemissionen auf den ersten Blick höher erscheinen. Doch die Gesamtbetrachtung der CO2-Bilanz ergibt ein anderes Bild. Bio-Milch steht nicht nur in Bezug auf den Klimaschutz besser da, sondern auch in anderen Bereichen. Denn bei der Öko-Bilanz spielt es auch eine wichtige Rolle, wie viel Kraftfutter die Kühe bekommen. Sehr oft ist das Kraftfutter auf Sojabasis hergestellt.
In Betrieben, die Öko-Landbau betreiben, erhalten die Kühe in der Regel weniger Kraftfutter. Denn in diesen Betrieben ist vorgeschrieben, dass die Kühe von April bis Oktober auf der Weide stehen. Die Betriebe wirtschaften insgesamt energieeffizienter und binden zudem Kohlenstoff im Boden. Das ist ein Aspekt, der heute immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Eine Studie, die das Umweltbundesamt im September 2021 veröffentlicht hat, liefert weitere Argumente dafür, dass die Weidehaltung gegenüber der konventionellen Stallhaltung viel umweltfreundlicher ist. Für diese Studie haben Wissenschaftler die verschiedenen Systeme der Milchproduktion in Deutschland untersucht und die jeweiligen Kosten berechnet, die durch Umweltschäden entstehen. Pro Kilogramm Milch lagen die Kosten für Umweltschäden zwischen 21 und 34 Cent. Dabei haben die Wissenschaftler festgestellt, dass die Ökobetriebe mit Kühen in Weidehaltung die geringsten Kosten mit maximal 27 Cent pro Kilogramm Milch verursacht haben. Die Umweltschadenskosten pro Kilogramm Milch aus reiner Stallhaltung in konventionellen Betrieben betragen bis zu 34 Cent.