Fair-Trade Kosmetik: Woran erkennt man sie?

Woran erkennt man Fair-Trade Kosmetik?

Ist Natur-Kosmetik auch gleichzeitig „fairtrade“? Nur am Siegel lassen sich Produkte aus wirklich fairem Handel erkennen.

Rouge Sommer Teint Make-up© seasons.agency / Jalag / Olschewski, Margaretha
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Nachhaltig produzierte Kosmetik enthält Rohstoffe, die unter angemessenen Bedingungen angebaut und verarbeitet wurden. Natürlich ist diese Definition weit dehnbar. Es lohnt sich also einmal hinter die Anforderungen für Fair-Trade Kosmetik zu blicken.

Wann ist Kosmetik aus fairem Handel?

Fairer Handel oder Fair-Trade sind keine gesetzlich geschützte Begriffe und so kann sie grundsätzlich jeder Hersteller auf seine Produkte schreiben. Vor allem bei Naturkosmetik und veganer Kosmetik finden sich viele dieser Angaben. Sie sollen dem Konsumenten vermitteln, dass die Inhaltsstoffe zu fairen Handelsbedingungen durch den Produzenten erworben wurden.

Die höchste Transparenz erhalten Kunden, wenn sie auf ein Produkt mit einem Fairhandels-Siegel zurückgreifen. Selbst erstellte Siegel oder Zertifikate sollen Verbraucher in die Irre führen. Für die Einhaltung der Siegelbedingungen müssen die Hersteller den fairen Handel lückenlos nachweisen können und einen Mindestanteil an fairen Rohstoffen und Zusatzstoffen in der Kosmetika einhalten. Eine der Fallstricke ist jedoch der Irrglaube, dass bei der Verwendung des Siegels, die gesamten Zutaten aus fairem Handel bezogen werden müssen.

Sind die Zertifizierungsvoraussetzungen nicht erfüllt, gibt es bei vielen Kosmetikherstellern lediglich den Hinweis zur Teilnahme am fairen Handel auf der Verpackung. Auf den ersten Blick ist leider häufig nicht erkennbar, ob nur eine einzige Zutat oder das gesamte Produkt fair gehandelt wurde. Der Hinweis allein reicht also leider nicht aus, um sicher sein zu können, fair gehandelte Kosmetikprodukte ausgewählt zu haben.

Der Unterschied zwischen „fair gehandelt“ und offiziellen Siegeln

Derzeit gibt es mehrere zuverlässige Fair-Trade Siegel am Markt. Dahinter verbirgt sich in der Regel die Bezahlung von gerechten Löhnen im Herstellungs- oder Anbauland, das soziale Engagement in den Ursprungsländern sowie der biologische Anbau natürlicher Rohstoffe. Neben dem Fairtrade-Label gibt es auch das „fair for life“- Siegel sowie weitere Siegel für Nachhaltigkeit und ökologische sowie soziale Aspekte in der Wertschöpfungskette. Bei der Angabe „fair gehandelt“ oder „faires Unternehmen“ kann der Verbraucher nicht eindeutig erkennen, welche Zutaten oder ob überhaupt Zutaten in dem Produkt aus fairen Handelsbedingungen stammen. Allerdings hat sich bei verschiedenen Tests und Überprüfungen durch Öko-Test gezeigt, dass derzeit vor allem drei Unternehmen in der Kosmetikbranche fairen Handel zu einem Unternehmensleitbild erklärt haben. Neben Weleda, Speick und Dr. Hauschka gibt es sicherlich noch weitere Hersteller. Bei diesen dreien haben aber die regelmäßigen Tests gezeigt, dass in ihren Produkten jeweils ein besonders hoher Anteil an fairen Zutaten enthalten ist. Dazu verpflichten sich diese Unternehmen auch zu kurzen Handelswegen und pflegen enge Partnerschaften mit ihren lokalen Rohstoffproduzenten.

Welche Bedingungen muss Fair-Trade Kosmetik erfüllen?

Blickt man zum derzeit größten Verbund für nachhaltige gehandelte Produkte in vielen Branchen, dann kommt man auch im Bereich Kosmetik nicht an dem Fairtrade-Siegel vorbei. Die Regeln für die Vergabe des Fairtrade-Siegels sind:

  • Die Produkte müssen transparent gekennzeichnet sein. Damit ist die Verwendung des Fairtrade-Siegels auf der Verpackung gemeint. Es darf nur in Kombination mit dem Hinweis „mit Fairtrade-Zutaten“ verwendet werden. Auf der Rückseite der Verpackung erhält der Verbraucher zudem die Angaben, wieviel Prozent der Inhaltsstoffe im Produkt vom Siegel zertifiziert wurden. Außerdem werden sie namentlich aufgeführt.
  • Alle Fairtrade-Rohstoffe müssen von der Organisation zertifiziert sein. Das bezieht sich auf die natürlichen und synthetischen Inhaltsstoffe in Kosmetik. Wasser, der größte Anteil in vielen Kosmetika, ist hiervon ausgeschlossen.
  • Die Hersteller verpflichten sich zudem, dass die Produzenten einen Fairtrade-Mindestpreis und eine Fairtrade-Prämie erhalten. Damit sollen vor allem nachhaltige und langfristige Handelsbeziehungen aufgebaut werden. Die Prämie wird vom Produzenten für die Umsetzung von Gemeinschaftsprojekten verwendet und steht ihm für die Investition in die Verbesserung der Produktivität seines Betriebes und die Steigerung der Qualität seiner Produkte zur Verfügung.

Welche Mindestanforderungen gelten beim Fairtrade-Siegel?

Die Produkte werden in zwei Gruppen aufgeteilt und jede von ihnen hat gewisse Mindestanforderungen einzuhalten, damit das Fairtrade-Siegel auf diesen Produkten verwendet werden darf.

Die beiden Gruppen sind:
1) Produkte, die auf der Haut bleiben, müssen mindestens 5% zertifizierte Fairtrade-Rohstoffe enthalten. Dazu gehören Cremes, Bodylotion, Lippenstifte, Sonnenschutz und viele weitere.
2) Produkte, die abgewaschen werden und einen sehr hohen Wasseranteil haben, müssen mindestens 2% von Fairtrade-zertifizierten Rohstoffen enthalten. In diese Gruppen fallen zum Beispiel Shampoos, Duschgel, Seifen und Haarkuren.
Ihr fragt euch jetzt vermutlich: „Ist dieser Prozentsatz nicht sehr gering?“ Nein - Da der größte Anteil in Kosmetika Wasser ist, sind diese Prozentangaben durchaus hoch im Vergleich zum Wasseranteil. Bei herkömmlich gehandelten Rohstoffen in „normaler“ Kosmetik liegen die Anteile deutlich darunter.

Fairtrade ist eine sinnvolle Angelegenheit, denn nicht nur in Kosmetika, sondern in vielen anderen Verbrauchsgütern auch, werden Rohstoffe verarbeitet, die unter menschenunwürdigen oder sozialbenachteiligten Bedingungen hergestellt werden. Vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern sorgt ein offizielles Fair-Trade-Siegel dafür, dass die Produzenten langfristig gestärkt werden und sie zum Beispiel existenzsichernde Löhne erhalten. Faire Handelsbeziehungen werden mit jedem Kauf eines Fair-Trade zertifizierten Produktes unterstützt.

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